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Tanzende Kegel von Andrea Zaumseil

Fohlen, Faun und Gartenschlauch – Kunst im öffentlichen Raum

Mitten im Leben, unter freiem Himmel und jederzeit zugänglich – Freiburg ist reich an Kunstwerken im öffentlichen Raum. Humorvolle Werke gehören dazu aber auch nachdenkliche. Manche stehen für sich selbst, andere in einer starken Beziehrungen zu ihrer direkten Umgebung. An dieser Stelle wollen wir Ihnen unsere Top-Ten-Kunstobjekte vorstellen, wohl wissend, eine solche Auswahl kann niemals objektiv sein.

                                  

# 1 Reclining Figure – Liegende, Henry Moore, 1961   

Reclining Figure, Henry Moore
Reclining Figure, Henry Moore - ©  FWTM-Antal

Als die Skulptur 1961 auf dem heutigen Platz der alten Synagoge aufgestellt wird, sind die Freiburger zunächst wenig begeistert von ihrer liegenden Neubürgerin und artikulieren ihren Unmut in vielen Briefen an die Badische Zeitung und die Universität. Das Land hatte den zwei Meter langen und fast zwei Tonnen schweren Neuguss eines Entwurfs aus dem Jahre 1953 als Kunst am Bau für das neue Kollegiengebäude der Universität erworben, einer der liebenswürdigsten Spitznamen, der der Liegenden seinerzeit verliehen wird, ist die „Emmentaler Venus“. Ihren internationalen Stellenwert unterstreicht die Skulptur durch die Teilnahme an Ausstellungen der Henry Moore Stiftung, die sie bereits zweimal nach Perry Green, einem ehemaligen Wohnort des Künstlers in England geholt hat. Für Ihre Reisen über den Ärmelkanal wird die Plastik jeweils für 1,5 Millionen Euro versichert, verglichen mit dem ursprünglichen Kaufpreis von 30.000 D-Mark ein beträchtlicher Wertzuwachs.

# 2 Gartenschlauch, Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen, 1983  

Gartenschlauch, Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen
Gartenschlauch, Claes Oldenburg und Coosje van Bruggen - © Angelina Antal

Dem Bau des Berufsschulzentrums und der Anlage des Eschholzparks musste eine Kleingartenanlage weichen. Mit Ihrer Großskulptur wollte das Künstlerpaar an diese Vorgeschichte der Anlage erinnern und schuf einen 10 Meter hohen, 84 Meter langen roten Wasserschlauch mit zugehörigem Wasserhahn. Ihr Entwurf war Sieger des Kunstwettbewerbs der Stadt Freiburg im Jahr 1980, bis zur Verwirklichung des Kunstwerkes dauert es dann allerdings zwei weitere Jahre. Für die Herstellung bei Mannesmann in Mühlheim im Ruhrgebiet muss der Werksingenieur des Stahlwerks eigens ein neues Verfahren entwickeln, um die 30 Schlauchteile in zwei Richtungen zugleich zu verbiegen. Ein Modell der Künstler dient dabei als Vorlage für die Stahlwerker. Den anschließenden Transport der Skulpturenteile nach Freiburg übernimmt ein Spezialtransporter. Finanziert werden die Kosten von 400.000 D-Mark durch die Stadt als Kunst am Bau für das Berufsschulzentrum.

# 3 Neun Musen, Bettina Eichin, 1978 – 1992       

Neun Musen, Bettina Eichin
Neun Musen, Bettina Eichin - © FWTM-Antal

Eine bewegte Geschichte erlebten die neun lebensgroßen Bronzeplastiken, bis sie schließlich als komplettes Ensemble 1996 ihren heutigen Standort im Kollegiengebäude III der Universität fanden. 1978 suchte der Berufsverband Bildender Künstler Südbadens (BBK) via Wettbewerb Ideen für die Gestaltung des Straßenraums in der Freiburger Metzgerau. Die Schweizer Bildhauerin Bettina Eichin gewinnt diesen Wettbewerb mit dem Entwurf für Ihre neuen Figuren. „In schweres Tuch gehüllt, tragen sie die Last der Geschichte“ so erklärt sie ihre Abweichung von der gängigen Vorstellung der Musen, wie sie z. B. Goethe als „luftig“ beschrieb. Die begeisterte Jury des Wettbewerbes empfiehlt der Stadt den Entwurf zur Umsetzung, im städtischen Haushalt werden 270.000 D-Mark dafür eingestellt. Etliche Mitglieder des BBK sind jedoch von der Gestaltung wenig begeistert und protestieren energisch gegen deren Aufstellung. Nach fünf Jahren kommt es zu einem Kompromiss. Die Stadt kauft für 30.000 D-Mark eine der Figuren, die „Schlafende Muse“, sie findet Ihren Platz im Arbeitszimmer des Kulturbürgermeisters. Weitere zwei Jahre später votiert der Kulturausschuss der Stadt für den Ankauf der weiteren Musen. Sechs von ihnen werden bei der Landesgartenschau ausgestellt, anschließend beginnt eine wahre Odyssee des Ensembles. Zunächst in einem Abstellraum auf dem Tiergehege Mundenhof gelagert, ziehen sie als Leihgaben an die Universität Bern, die Universität Berlin und nach Basel. Erst 1996 findet sich ein dauerhafter Standort für die Bronzeskulpturen im Treppenhaus des Kollegiengebäude III der Freiburger Universität.

# 4 Tanzende Kegel, Andrea Zaumseil, 1996 – 2000    

Tanzende Kegel, Andrea Zaumseil
Tanzende Kegel, Andrea Zaumseil - © FWTM-Antal

„Mit diesen Kegeln wollte ich Musik sichtbar machen; ich versuchte die Elemente Rhythmus und Bewegung auszudrücken“. Kegel nicht Kreisel nennt die Künstlerin ihre vier Plastiken, die mit Ihren Neigungswinkeln von 60, 70 75 und 80 Grad einen starken Kontrapunkt zu den vertikalen Fassadenelementen des Freiburger Konzerthauses bilden. Obwohl die Kegel innen hohl sind, bringen sie es auf ein Gesamtgewicht von 22 Tonnen. Sich ansammelnder Regen könnte trotz der großflächigen Betonfundamente zum Umstürzen der Skulpturen führen, ein Wasserablauf schützt sie davor. Hergestellt wurden die Plastiken aus Eisenguss in der Industriegießerei Roll Voith im schwäbischen Heidenheim. Mit Modellen aus Dachlatten im Maßstab 1:12 in Form von Dreiecken, von Kunststudierenden der Pädagogischen Hochschule mit schwarzem Stoff bespannt, wurde die Anordnung auf dem Platz vor der Installation des Werkes erprobt.      

# 5 Schlucker und Spucker, Franz Gutmann, 1982

Schlucker und Spucker, Franz Gutmann
Schlucker und Spucker, Franz Gutmann - © FWTM-Plasch

Ein ungewöhnliches Kunstwerk an einem ungewöhnlichen Ort – unter der Stadtbahnbrücke im Stühlinger Kirchpark finden sich zwei riesige Figuren, beziehungsweise deren Köpfe, Hände und Füße. Beide verbindet ein „Freiburger Bächle“. Befüllt wird dieses vom „Spucker“ und fließt in den Schlund des „Schluckers“. Die Skulpturen entstanden 1982 im Zuge des Umbaus des Stühlinger Kirchplatzes, 170.000 D-Mark investierte die Stadt für das Werk des Münstertäler Bildhauers Franz Gutmann eines Studienkollegen von Joseph Beuys. Einen besonderen Betrachtungswinkel ermöglichen die beiden Stahlleitern auf der Rückseite des „Spuckers“. Über sie gelangt man zu den Augenlöchern und kann so durch die Steinplatte hindurch einen Blick auf den Wasserlauf und den zweiten Riesen werfen. Mit der Widmung „Gutmann macht, Humbert lacht“ bringt der Künstler zum Ausdruck, die Freiburger und insbesondere den damaligen Städteplaner Klaus Humbert durch sein Werk zum Lachen anregen zu wollen.

# 6 Holbeinpferd, Werner Gürtner, 1936   

Hohlbeinpferd
Hohlbeinpferd - © FWTM-Freudig

Wie das Holbeinpferd morgen aussehen wird, würde kein Freiburger ernsthaft vorhersagen wollen und wie oft es bereits übermalt und dekoriert wurde hat niemand ernsthaft gezählt. 1936 wurde die Betongussskulptur an eine Privatperson verkauft, vier Jahre später erwirbt die Stadt Freiburg das 1,90 große und ca. eine Tonne schwere Werk. Das zuständige Gartenamt stellt die Figur auf einem Rasenstück nahe der Holbeinstraße auf, so kommt es zu seinem Namen. Das zunächst unsignierte Werk wurde 1950 auf Wunsch des damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Hoffmann von seinem Schöpfer Werner Gürtner signiert. Dann geschieht lange nichts, bis das Pferdchen im Januar 1981 zum Zebra mutiert. Ein Anwohner hatte das bekritzelte Tier weiß getüncht, was zwei 15-jährige auf die Idee bringt, Zebrastreifen auf die Figur zu malen, in einer nächtlichen Aktion setzen sie ihre Idee um. Diese Bemalung erwies sich als eine der dauerhaftesten bisher. In der Folge dient das Pferdchen als Überbringer von Liebesschwüren und Heiratsanträgen, gratuliert zigmal zu Geburtstagen, trägt Fußballtrikots. Zum Einhorn und zum Pegasus umdekoriert überraschte es bereits das Publikum, sein Bauchumfang wächst jedes Jahr durch neue Lackschichten um 3 Millimeter. 1998 wurde es zuletzt von der Stadt gereinigt, von einem Auto angefahren muss es restauriert werden. Während der Arbeiten steht vorübergehend eine Kuh aus Pappmaschee an seiner Stelle, in den Hufen ein Schild mit der Aufschrift „Urlaubsvertretung“.

# 7 Der rote Otto, Eberhard Rau, 1973                                   

Der rote Otto, Eberhard Rau
Der rote Otto, Eberhard Rau - © FWTM-Stroh

Über den Namen für die zwölf Meter hohe Großplastik in Freiburg Landwasser durften die Bewohner des Stadtteils selbst entscheiden. Der Künstler und freie Architekt Eberhard Rau, hat seinem 1973 entstandenen Werk selbst keine Bezeichnung verliehen. Die Skulptur geht zurück auf den ersten Preis in einen Wettbewerb mehrerer Wohnbaufirmen für ein Kunstwerk im öffentlichen Raum. Auf einem Betonsockel sind die Oberkörper der drei Figuren frei drehbar montiert und richten sich je nach Windrichtung stetig neu aus. Sie wurden aus Eisengerüsten geformt und mit Polyester überzogen. Die beiden menschlichen Figuren mit den markanten Kulleraugen und ihrem fröhlichen Lächeln können nach Aussage des Künstlers als Mann und Frau gesehen werden und bilden ein Paar. Das dritte quadratische Gesicht stellt jedoch nicht, wie vielfach vermutet, deren Kind dar, sondern zeigt einen Halbgott aus der römischen Mythologie: den Faunus. Als Gott der freien Natur erinnert er an das ehemalige Waldgebiet, das dem neuen Stadtteil weichen musste.

# 8 Krokodil, Ole Meinecke, 2001  

Krokodil, Ole Meinecke
Krokodil, Ole Meinecke - © FWTM-Escher_FWTM-Schoenen

„Bitte nicht füttern“ heißt es auf einem Schild am Geländer des Gewerbekanals in der Gerberau. Gemeint ist das Krokodil, genauer sein ca. ein Meter langer aus Granit geformter Kopf, eines der beliebtesten Freiburger Postkartenmotive. Die Touristenattraktion mit Ihrem eindrucksvollen Gebiss darf auf keiner Freiburger Stadtrallye fehlen, seit sie 2002 in der Strömung des Kanals ihren Platz fand. Geschaffen wurde die Skulptur vom Steinmetz Ole Meinecke ein Jahr zuvor im Rahmen einer Semesterarbeit an der Weinbrenner Gewerbeschule. Die Familie Himmelsbach, zu deren Textilreinigung das Krokodil heute aufschaut, erwirbt das Werk für 3.500 Euro und investiert noch einmal 300 Euro in die Gebühr zur wasserrechtlichen Genehmigung für die Aufstellung im Gewerbekanal, aus dem die Freiburger Bächle mit Wasser gespeist werden.

# 9 Mantelskulptur, Johannes Rühl, 2003       

Mantelskulptur, Johannes Rühl
Mantelskulptur, Johannes Rühl - © FWTM-Antal

Aus der Ferne wirkt er echt, erst aus der Nähe wird die Bronzeskulptur als solche erkannt. Der zurückgelassene Mantel erinnert an die Deportation von 450 jüdischen Männern, Frauen und Kindern in das französische Zwischenlager Gurs im Jahre 1940. Die Verladestelle befand sich ganz in der Nähe der Wiwilli Brücke, auf deren Auffahrt die Mantelskulptur drapiert ist. Die Idee für die mahnende Plastik hatte der stellvertretende Kulturamtsleiter Johannes Rühl, der Gemeinderat nimmt sein Konzept einstimmig an. Nach Fotos eines Mantels aus den 40er-Jahren schafft die Bildhauerin Birgit Strauch die Bronzeplastik im Jahr 2003. Auf der linken Brustseite trägt der Mantel einen eingeritzten Davidstern für den man sich entschieden hatte, obwohl der Davidstern erst 1941 eingeführt wurde. Die historischen Hintergründe werden auf einer Texttafel neben der Skulptur erläutert. „Das Mahnmal hat eine klare Aussage und lässt doch Spielräume zum Nachdenken. Der Mantel steht symbolisch für das, was die deportierten Menschen zurückgelassen haben, auch in unseren Köpfen.“ erklärt Johannes Rühl zu seinem Konzept.                

# 10 Graffiti-Haus, Tom Brane, 2016        

Graffiti-Haus, Tom Brane
Graffiti-Haus, Tom Brane - © FWTM-Plasch

Denkmalschutz und Graffiti sind wahrscheinlich natürliche Feinde. Die Geschichte des Graffiti-Haus in der Kirchstraße 17 im Freiburger Stadtteil Wiehre belegt diese These auf eindrückliche Weise. 2016 beauftragt die Besitzerin des um 1870 im Stil des Historismus erbauten Hauses den Graffitikünstler Tom Brane mit der Neugestaltung der Fassade. Sehr zum Missfallen eines Nachbarn, der anonym Einspruch gegen die Gestaltung einlegt, worauf das zuständige Baurechtsamt die Fortführung der Graffiti-Arbeiten untersagt. Das Projekt hat zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits viele Unterstützer, spontan bilden sie eine Bürgerinitiative – ihre Online-Petition erhält 1.700 Stimmen, eine Unterschriftenaktion über 3.000. Das Medienecho ist entsprechend groß und wohlwollend. Am 10 Oktober 2016 dann die überraschende Wende: reichlich unerwartet hebt das Baurechtsamt den Denkmalschutz für das Wohnhaus auf. Eine Begehung hatte ergeben, das Gebäude war in den 1960er und -70er Jahren im Inneren stark verändert worden, der Denkmalschutz sei nicht mehr zu rechtfertigen. Die Einstufung als Denkmal war 1982 lediglich anhand des Fassaden-Eindrucks erfolgt, eine Begehung hatte nicht stattgefunden. Tom Brane kann sein Graffito nach dieser Entscheidung vollenden und schließt es mit folgender Widmung ab: „Für die Kinder und die, die im Herzen junggeblieben sind“.